Imaging of Matter
Hybrides Jahrestreffen mit besonderen Denkanstößen
11. November 2021

Foto: UHH/CUI
Diskutieren, netzwerken, Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Forschungsprojekten und Arbeitsgruppen finden - das sind traditionell die Hauptanliegen des Jahrestreffens des Exzellenzclusters „CUI: Advanced Imaging of Matter“. Als ein Highlight wird seit einigen Jahren auch der Mildred Dresselhaus Preis an jeweils zwei herausragende internationale Wissenschaftlerinnen vergeben. In diesem Jahr stand zudem das Thema unbewusster Vorurteile im Fokus.
„Wir wollen sicherstellen, dass wir die besten Talente für den Cluster gewinnen können“, sagte Cluster-Sprecher Prof. Henry Chapman zur Eröffnung des hybriden Jahrestreffens vom 3. bis 5. November 2021. Mehr als 35 Promovierende und Postdocs sowie drei Professoren sind im vergangenen Jahr neu zum Cluster gekommen und noch immer sind oder werden Stellen ausgeschrieben. Zur Unterstützung der Forschenden in Personal-Auswahlprozessen hat der Cluster nun spezielle „Hiring Guidelines“ aufgesetzt, um, so Chapman, eine konkrete Hilfestellung in dem gesamten Verfahren zu bieten und der Einflussnahme von unbewussten Vorurteilen entgegenzuwirken.
Menschen sind als Entscheidungsträger voreingenommen
Mit Matthias Spoerrle, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Privatuniversität Seeburg, war erstmals ein Experte für menschliche Entscheidungsprozesse als Sprecher zum Jahrestreffen eingeladen. „Menschen sind als Entscheidungsträger voreingenommen“, setzte Spoerrle gleich zu Beginn den Grundton und betonte, wie wichtig Strukturen wie das Diversity-Management seien. Zwar seien unbewusste Vorurteile nur für fünf bis sieben Prozent aller Entscheidungen verantwortlich, doch was zunächst nach wenig klinge, könne hochgerechnet auf eine Karriere, in der bestimmte Personengruppen immer wieder systematisch benachteiligt werden, dramatische Auswirkungen haben. Aus diesem Grund sei es notwendig, Auswahlprozesse zu optimieren und weitere strukturellen Maßnahmen zu entwickeln.
Eindringlich plädierte er etwa dafür, Informationen, die zu Vorurteilen führen können, frühzeitig zu streichen und unterstrich dies mit einem einfachen Beispiel: In einem Experiment nahmen die Teilnehmenden denselben Wein unterschiedlich wahr, je nachdem ob er ihnen als billig oder teuer vorgestellt wurde - eine Bewertung, die sogar im Gehirn messbar sei. Spoerrle: „Unsere Entscheidungen werden systematisch von Informationen beeinflusst, die für die Entscheidung nicht relevant sind.“
Für den Bewerbungsprozess empfahl der Wirtschaftspsychologe, den Fokus nicht so sehr auf die Gleichberechtigung zu legen, sondern auf Gerechtigkeit; zunächst nach passenden Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen und dann bewusst Diversitäts-Kriterien anzulegen, um das Innovationspotential zu stärken. „Verbringen Sie mehr Zeit mit ihren Kandidatinnen und Kandidaten“, riet Spoerrle, denn: „Vorurteile nehmen mit der Anzahl an Kontakten ab.“
Mildred Dresselhaus Programm schafft Vorbilder
In den Naturwissenschaften sind es insbesondere Frauen, die unter strukturellen Benachteiligungen leiden. Vorbilder und das Sichtbarmachen guter Wissenschaftlerinnen gelten als wirksame Werkzeuge, um die sogenannte „leaky pipeline“ zu heilen, also das Verschwinden von Frauen auf dem Karriereweg zur Professur. An dieser Stelle setzt das Mildred Dresselhaus Gastprofessorinnenprogramm des Clusters an, in dem jedes Jahr zwei herausragende Wissenschaftlerinnen geehrt werden. Der Senior-Preis ging in diesem Jahr an Jie Shan, Professorin für Applied and Engineering Physics and Physics an der Cornell University (USA) für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen Physik kondensierter Materie. Prineha Narang, Assistenzprofessorin für Computational Materials Science an der Harvard University (USA), wurde für ihre herausragenden Beiträge zur Quantenwissenschaft mit dem Junior-Preis ausgezeichnet. Beide nahmen den Preis in einer virtuellen Zeremonie während des Jahrestreffens entgegen und kündigten Forschungsaufenthalte am Cluster an. In wissenschaftlichen Vorträgen boten sie Einblicke in ihre Forschung und zeigten dabei vielfältige Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf.
Forschende entwickeln Projektziele für die kommenden Jahre
Auch die neu am Cluster forschenden Professoren Dieter Jaksch und Tim Wehling stellten sich mit wissenschaftlichen Vorträgen vor; die Präsentation von Ralf Riedinger musste kurzfristig abgesagt werden.
Außerdem präsentierten Promovierende und Postdocs in einer Online-Vortragsreihe Highlights aus der CUI-Forschung. Erstmals seit Beginn der Pandemie konnten Ergebnisse aus den unterschiedlichen Projekten auch wieder vor Ort diskutiert werden. Die persönlichen Begegnungen führten zu vertieften Diskussionen, in denen auch Projektziele für die kommenden Jahre entwickelt wurden.