Imaging of Matter
Prof. Tobias Beck: „Es ist ein tolles Gefühl, etwas Neues zu schaffen“
7. Mai 2020

Foto: Renate Schütt
Ein Grenzgänger zwischen den Disziplinen – so beschreibt sich Prof. Tobias Beck. Zum 1. Oktober 2019 hat der Chemiker eine Tenure-Track-Professur für „Anorganische oder Physikalische Chemie mit dem Schwerpunkt Struktur und Dynamik molekularer Systeme in nanoskopischen Umgebungen“ an der Universität Hamburg und im Cluster „CUI: Advanced Imaging of Matter“ angetreten.
In seiner Arbeitsgruppe verbindet Beck Nanopartikelsynthese mit Proteindesign, Biotechnologie und Materialcharakterisierung – in Kombination mit der hohen Methodenvielfalt sei das praktisch ein Alleinstellungsmerkmal. Diese Gruppe trifft nun in Hamburg auf ein Umfeld, das der Forscher für einzigartig in Deutschland hält: hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ausgezeichnete Institute, und eine exzellente Infrastruktur, unter anderem am DESY. Beck: „Das ist ein Traum. Zugang zu Beamlines direkt vor der Haustür zu haben, ist super.“ Hinzu komme die interdisziplinäre Struktur des Clusters, mit der er sich sehr gut identifizieren kann: „Wir arbeiten sehr interdisziplinär. Daher ist es wichtig, häufig mit Kolleginnen und Kollegen, zum Beispiel aus der Physik, in Kontakt zu kommen. Im Cluster wird man neuen Themen regelrecht exponiert.“
Es muste ein Club sein, in dem ein H vorkommt
Der Wechsel von Aachen, wo er die letzten fünf Jahre als unabhängiger Arbeitsgruppenleiter forschte, kommt ihm aber noch aus einem anderen Grund entgegen: Bereits als sechsjähriger Junge bekannte er sich zum HSV – weil er in Hannover geboren wurde, musste es ein Club sein, in dem ein H vorkommt.
Schon früh interessierte sich Beck auch für Chemie, im Austauschjahr in Iowa wurde daraus Begeisterung: „Die Schule war sehr gut ausgestattet, wir konnten zum Beispiel mit einem grafischen Taschenrechner arbeiten, damals etwas ganz Neues. Mein Chemielehrer war außerdem sehr motiviert und brannte für sein Fach.“ Zurück in Deutschland belegte er den Leistungskurs Chemie und leistete seinen Zivildienst im chemischen Untersuchungsamt in Münster. Es folgten das chemische Vordiplom an der RWTH Aachen und ein Wechsel nach Göttingen, aber auch große Lust auf noch mehr Auslandserfahrung. Eine externe Diplomarbeit machte es möglich: Beck zog für ein halbes Jahr nach Australien, genoss die Erfahrungen vor Ort und veröffentlichte nebenbei drei Forschungsarbeiten.
"Das ist sicher kein einfacher Weg, den man da geht."
Nach dem Diplom und der Promotion in Göttingen folgte eine intensive Zeit an der ETH in Zürich. Gleichzeitig wurde Beck zum ersten Mal Vater. „Der Postdoc ist eine recht stressige Zeit in der Wissenschaftskarriere, gerade wenn er mit der Familiengründung zusammenfällt. Das ist sicher kein einfacher Weg, den man da geht“, meint er rückblickend. Die ETH habe auch Leuchtturmfunktion, die in allen Bereichen Top-Leute anziehe. Er selbst sei Chemiker geworden, weil er sich zum einen für grundlegende Prozesse interessiere, aber auch gerne neue Dinge herstelle: „Ich wollte etwas Eigenes entwickeln, Verbindungen herstellen, die zuvor nicht da sind. Gucken, wie man Moleküle und Materialien aufbauen kann, und verstehen, welche neuen Eigenschaften diese dann haben. Es ist ein tolles Gefühl, etwas Neues schaffen zu können.“
In Aachen war der Grundlagenforscher auch an einer Kooperation mit der Uniklinik beteiligt, die Materialien für die Dialyse testete, um Toxine aus dem Blut zu filtern. Die Forscher meldeten ein Patent an, doch bis zu einer möglichen Anwendung wird noch etwas Zeit vergehen, meint Beck.
Für ihn zählt jetzt die unmittelbare Zukunft: Im Sommer werden auch seine Frau, eine Medizinerin, die er beim gemeinsamen Musizieren in einer Bigband kennenlernte, und die mittlerweile drei Kinder nach Hamburg umziehen. In der Zwischenzeit wird er sich weiterhin darauf konzentrieren, die Kolleginnen und Kollegen in der Chemie und am Campus Bahrenfeld kennenzulernen und mögliche Kooperationen vorzubereiten.