Imaging of Matter
Rückblick: Ausstellung und Begleitprogramm zu sexualisierter Gewalt„Wir müssen dauerhaft dranbleiben“
22. März 2023

Foto: UHH/CUI, Peter Garten
Es ist ein Thema, das aufwühlt: Drei Wochen präsentierte der Exzellenzcluster „CUI: Advanced Imaging of Matter“ der Universität Hamburg die Ausstellung „Was hattest du an?“ auf dem Campus Bahrenfeld, flankiert von verschiedenen Workshops zum Thema, die der Cluster gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern organisierte.
Ein Forschungscampus ist nicht unbedingt der Ort, an dem man eine Ausstellung zu sexualisierter Gewalt erwartet. Doch das Feedback der circa 1500 Besucherinnen und Besucher zeigte deutlich, wie wichtig es ist, dem Thema sexualisierter Gewalt Raum zu geben. Sehr viele nutzen die ausgelegten Feedback-Karten und würdigten dabei auch das Engagement im Forschungsumfeld.
Der Vorstand des Exzellenzclusters hatte bereits vor zwei Jahren beschlossen, das Thema sexualisierte Gewalt und Missbrauch gezielt zu adressieren – die Diskussionen, die der Aktionsmonat jetzt in einigen Arbeitsgruppen auch der Partnerorganisationen auslösten, zeigt deutlich, wie richtig er damit lag.
Das Thema aus der Tabuzone holen
Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg und Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke betonte bei der Eröffnung, wie wichtig es sei, das Feld hell auszuleuchten. Jede Ausstellung, jeder Podcast helfe, das Thema aus der Tabuzone zu holen.
Tabus gibt es noch viele. Die Themenworkshops seien insgesamt sehr gut angenommen worden, insbesondere zum Beispiel die Selbstverteidigungskurse, sagt CUI-Diversity-Managerin Eileen Schwanold. Weniger gut besucht waren die Kurse, die eine aktuelle, bereits bestehende Betroffenheit voraussetzen. Diese müsse man sich erst eingestehen, und viele wüssten gar nicht, wo sogenannte Mikroaggressionen beginnen, die es auch im universitären Umfeld gebe. Schwanold: „Hier gibt es einen blinden Fleck.“
Das Begleitprogramm richtete sich explizit an Angehörige der Organisationen, die die Themenworkshops maßgeblich mitgestalteten: das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY, PIER – Partnerschaft zwischen Universität Hamburg und DESY, Science and beλond - das LGBTIQA* Netzwerk, die „Sozialberatung und Beratung bei sexualisierter Diskriminierung und Belästigung für Beschäftigte der UHH“, das Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie, die European XFEL GmbH, die Exzellenzcluster „Quantum Universe“ und „CUI: Advanced Imaging of Matter“.
Weitere Initiativen sind angedacht
Ausstellungsmacherin Emely Unger ist selbst betroffen; ihr Kleidungsstück, das sie zum Zeitpunkt eines Übergriffs trug, und ihre Geschichte werden in der Ausstellung präsentiert. Außerdem teilten 12 Frauen in intensiven Gesprächen ihre Erfahrungen zu sexualisierter Gewalt und die Reaktionen darauf mit ihr. Die Kleidungsstücke und die Berichte werden durch Zahlen und Fakten ergänzt, die unterschiedlichste Perspektiven abbilden, etwa auch die Situation von Menschen mit Behinderungen. Aus der Forschung gibt es zum Beispiel Hinweise, dass gesellschaftlich benachteiligte Gruppen überproportional häufig von Übergriffen betroffen sind. Für eine Polizistin, die mit ihrem Zug die Ausstellung besuchte, ist es die Mischung aus Emotionalität, sachlicher Information und konkreter Hilfestellung, die die Ausstellung so wertvoll macht.
„Universität und Wissenschaft müssen sich klar und konsequent gegen jegliche Form sexualisierter Diskriminierung und Gewalt stellen“, sagte der Dekan der MIN-Fakultät Norbert Ritter bei der Eröffnung. „Wir müssen die falsche Opferschuld aus den Köpfen bringen. Wir müssen dauerhaft dranbleiben.“ So ist es im Cluster geplant: CUI-Geschäftsführerin Anika Ostermaier-Grabow, auf deren Initiative die Ausstellung auf den Campus kam, und Eileen Schwanold planen bereits weitere Initiativen.