Imaging of Matter
Neues LGBTQI*- Netzwerk „Science and beλond“ gegründet
29. November 2021

Foto: pixabay
Ein neues institutionenübergreifendes Netzwerk soll den Austausch von LGBTQI*-Personen und Unterstützenden fördern. „Science and beλond“ startete jetzt mit einer Kick-off-Veranstaltung, bei der es einerseits um die Frage ging, warum Sexismus, Homophobie und Rassismus im Wissenschaftssystem noch immer weit verbreitet sind; andererseits standen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation im Fokus, von denen alle Menschen in der Wissenschaft profitieren.
„Vielfalt verbessert die Wissenschaft. Diversere Gruppen veröffentlichen eine größere Anzahl an Arbeiten und werden pro Arbeit öfter zitiert als der Durchschnitt“, sagte Pauline Gagnon, ehemalige CERN-Mitarbeiterin und Journalistin in ihrem Einführungsvortrag „What's wrong with me?“. Trotz dieser Tatsache würden bestimmte soziale Gruppen immer noch strukturell benachteiligt, ausgeschlossen und diskriminiert. Daher sei es wichtig, über Stereotype zu sprechen: Ausgehend von ihrer eigenen Geschichte analysierte Gagnon die Situation von Frauen in der Wissenschaft im Allgemeinen und der queeren Community im Besonderen und betonte die Notwendigkeit, den Arbeitsplatz in einen offeneren Ort zu verwandeln, unterstützt durch geschützte Gruppen und Netzwerke: „Was mir geholfen hat, war, gegen die Isolation anzukämpfen, der LGBT-Gruppe am CERN beizutreten und mir immer wieder vor Augen zu führen, dass ich nicht das Problem bin.“ Daran anknüpfend standen im zweiten Teil des Abends das lockere Beisammensein und Netzwerken im Vordergrund. Die Teilnehmenden begaben sich im Rahmen eines Online-Quiz auf eine Fragenreise durch die LGBTQI*-Welt. LGBTQI ist die Abkürzung für Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer und Intersex.
Zehn Prozent der Bevölkerung definieren sich als nicht-heterosexuell
Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, warum LGBTQI*-Netzwerke wichtig sind und das Netzwerk bedarfsorientiert gestalten zu können, gingen dem Kick-off zwei vorbereitende Workshops voran. Im Rahmen dieser Veranstaltungen sammelten die Teilnehmenden einerseits Ideen für das Netzwerk, darüber hinaus erhielten sie aber auch eine Einführung in den aktuellen Forschungsstand: Aktuellen Studien zufolge definieren sich circa zehn Prozent der Bevölkerung als nicht-heterosexuell. Doch viele Menschen, die sich als queer definieren oder den heteronormativen Vorstellungen nicht entsprechen, verschweigen ihre sexuelle und geschlechtliche Identität am Arbeitsplatz. Denn im Arbeitsumfeld kann diese Identifizierung nach wie vor Basis für Diskriminierung sein, etwa in Form von sozialer Ausgrenzung, Benachteiligung oder auch „gut gemeinten“ Aussagen, die unbeabsichtigt verletzend sind. Diese sogenannten Mikroaggressionen stellen eine Belastung dar, welche auf Dauer schwerwiegende Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit haben können
Sicheres Umfeld für Austausch und Vernetzung
An dieser Stelle setzt das Netzwerk „Science and beλond“ an: Es möchte LGBTQI*-Personen und ihren Unterstützerinnen und Unterstützern am Wissenschaftsstandort Hamburg ein sicheres Umfeld für den Austausch und die Möglichkeiten der Vernetzung bieten. So wollen die Initiatorinnen und Initiatoren die Sichtbarkeit der LGBTQI*-Mitarbeitenden in der Wissenschaft erhöhen und gleichzeitig für das Thema sensibilisieren. „Das Ziel ist ein selbstverständlicher, toleranter und akzeptierender Umgang mit allen Ausprägungen von Vielfalt. Niemand sollte sich verstecken müssen. Wir müssen ein Organisationsklima schaffen, in dem die geschlechtliche Identität einer Person oder das Geschlecht des Partners oder der Partnerin keine potenzielle Bedrohung für die Karriere darstellen“, sagt Eileen Schwanold, Diversity-Managerin in den Clustern „CUI: Advanced Imaging of Matter“ und „Quantum Universe“. Das Netzwerk ist eine gemeinsame Initiative der Exzellenzcluster, der Stabsstelle Gleichstellung und der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Universität Hamburg. Das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und das Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) unterstützen das Netzwerk.
Bisher gibt es LGBTQI*-Vernetzung an den Hamburger Hochschulen ausschließlich auf Ebene der Studierenden. Netzwerke für Mitarbeitende existieren deutschlandweit nur an wenigen Hochschulen oder Forschungseinrichtungen, etwa dem EMBL. Das neue Netzwerk möchte alle Queers/LGBTQI* und Unterstützende ansprechen, also Forschende und Beschäftigte aus Verwaltung und Wissenschaftsmanagement. Schwanold: „Wir verstehen “Science and beλond“ als inklusives Austauschforum.“
Kontakt
Eileen Schwanold,
Diversity Managerin CUI und QU
Eileen.Schwanold"AT"uni-hamburg.de
Dr. Lars Vorberger
Referent für Gleichstellung, Stabsstelle Gleichstellung
Lars.Vorberger"AT"uni-hamburg.de