Imaging of Matter
„Ja, das kann ich auch! Ich bin nicht allein, wenn es schwierig wird“
17. September 2021

Foto: UHH/ M. Feck
Sichtbarkeit und Vernetzung sind für eine erfolgreiche Karriere in der Wissenschaft von größter Bedeutung – gerade für Wissenschaftlerinnen, die nicht selten auf strukturelle, institutionelle und persönliche Barrieren treffen. Wie wichtig, aber auch wie inspirierend „Sisterhood“ sein kann, zeigte sich einmal mehr bei der digitalen Auftaktveranstaltung zur sechsten Runde des Mentoring-Programms dynaMENT "Mentoring for Women in Natural Sciences."
117 Wissenschaftlerinnen sind oder waren mittlerweile Teil des Programms. Sie sei sehr glücklich, wie dynaMENT wachse und damit den Erfolg von Networking und Mentoring belege, sagte Schirmfrau Dr. Angelika Paschke-Krazin, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hamburg und Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung. „Weibliche Vorbilder können zeigen: ‚Ja, das kann ich auch! Ich bin nicht allein, wenn es schwierig wird‘.“
Eine Chance, größere Netzwerke zu bilden
Das Wissenschaftssystem müsse insgesamt offener werden, betonte Meike Johanssen, Hauptabteilungsleiterin Verwaltung bei DESY und ebenfalls Schirmfrau des Programms, und bezog sich damit auf die vielfältigen Hintergründe, die für eine Karriere in der Wissenschaft von Bedeutung sind - etwa auch eine nicht-akademische Ursprungsfamilie. Darüber hinaus verwies sie auf die verschiedenen Institutionen, die am Programm beteiligt sind, und die damit verbundene Chance, größere Netzwerke zu bilden.
Für Keynote-Sprecherin Prof. Dr. Ursula Keller von der ETH in Zürich sollten diese Netzwerke vor allem eines darstellen: Sisterhood – Netzwerke nur für Frauen, die ihnen das Gefühl gäben, willkommen zu sein. Die Experimentalphysikerin sprach über ihre langjährige Erfahrung in einem von Männern geprägten Wissenschaftszweig, davon, als Quotenfrau engagiert worden zu sein, über Rückschläge und Vorurteile, die zum Beispiel in Peer-Review-Prozessen sowohl Männer als auch Frauen hätten. Überhaupt empfahl sie, Situationen genau zu untersuchen, Befragungen durchzuführen. 23 Prozent der Professorinnen fühlten sich diskriminiert, so das ernüchternde Ergebnis einer Befragung an der ETH. „Vor dieser Befragung war mir nicht bewusst, wie schlecht die Situation ist“, räumt Keller ein. „Wir können diese schlechte Arbeitskultur durch reine Frauennetzwerke ändern. Ich träume davon, dass eine Gruppe von zehn gut ausgebildeten Frauen in das Büro des Präsidenten geht und sagt: 'Wir wollen jetzt eine Professorin'."
Unterstützung in schwierigen Situationen
Wie wichtig der Zusammenhalt und die persönliche Beratung sind, zeigte auch die anschließende sogenannten Fishbowl-Runde. Mentees berichteten, wie viel selbstsicherer sie am Ende des Programms seien, wie sehr es ihnen in Drucksituationen geholfen habe. Auch für Mentorinnen ist es eine Gelegenheit zu reflektieren, und sie wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig Mentoring sein kann. Denn es gebe immer einen Moment in der Karriere, an dem man einen Rat benötige.
Nach diesen teils kämpferischen Worten war es an der Zeit für Programmkoordinatorin Julia Panzer, Mentees zu verabschieden und die neue Gruppe zu begrüßen sowie allen Unterstützerinnen und Unterstützern zu danken, insbesondere auch den Mentorinnen. “Die Pandemie hat jeden von uns herausgefordert. Ich möchte Ihnen wirklich danken, dass Sie sich zusätzlich zu allem anderen, was in dieser Zeit passiert ist, Zeit für dieses Programm genommen haben. Mit Ihnen zu arbeiten und Sie zu erreichen war mein absolutes Highlight im letzten Jahr.“
Das Programm
dynaMENT “Mentoring for Women in Natural Sciences” ist ein Kooperationsprojekt von DESY und der MIN-Fakultät der Universität Hamburg, unterstützt durch die beiden Exzellenzcluster "CUI: Advanced Imaging of Matter" und "Quantum Universe". Ziel des Programms ist es, den Anteil von Frauen auf allen Karrierestufen in den Naturwissenschaften zu erhöhen. Das Programm richtet sich an Frauen in der wissenschaftlichen Forschung, die eine Karriere in der Wissenschaft anstreben. Im Mittelpunkt steht die Einzelberatung mit intensiven, persönlichen Gesprächen mit einer erfahrenen Führungskraft, die in einem individuellen Matching-Prozess ausgewählt wird. Zudem finden regelmäßige Netzwerk-Veranstaltungen und Workshops für die Teilnehmenden statt. dynaMENT unterstützt die Wissenschaftlerinnen auch bei der weiteren Planung und Entwicklung ihrer Karriere durch wissenschaftsspezifisches Training und strategische Networking-Veranstaltungen.