Imaging of Matter
Zur Situation junger Forschender in Deutschland: BuWiN bestärkt Cluster-Strategie
18. Mai 2021

Foto: wbv-Verlag / Marion Schnepf und Andreas Koch
Wie geht es dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland? Unter welchen Bedingungen leben und arbeiten junge Forschende? Der kürzlich erschienene „Bundesbericht wissenschaftlicher Nachwuchs” widmet sich exakt diesen Fragen und zeigt Entwicklungsfelder im Wissenschaftssystem auf, an denen sich auch vielfältige Aktivitäten im Cluster „CUI: Advanced Imaging of Matter“ orientieren. Insbesondere bestärkt der BuWiN die im Cluster gesetzte Strategie, Nachwuchsförderung, Gleichstellung und Diversität gemeinsam zu denken und weitere Belange, wie soziale Herkunft, verstärkt in den Blick zu nehmen.
Der BuWiN wird alle vier Jahre von einem unabhängigen Konsortium erstellt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Der aktuelle Bericht identifiziert unter anderem die Themen Chancengerechtigkeit und Fragen der Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Forschung als wichtige und zukunftsweisende Themen.
„Wir nehmen diese Themen sehr ernst und beschäftigen uns kontinuierlich damit, Bedingungen zu schaffen, in denen alle Forschenden unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder anderer Diversitätsmerkmale ihre Potenziale entwickeln können“, sagt Eileen Schwanold, die den Themenkomplex Diversity in der Geschäftsstelle des Clusters betreut und dabei in enger Abstimmung mit der Koordinatorin des dynaMENT Mentoring-Programms, Julia Panzer, und Karriere-Referentin Jutta Voigtmann steht.
Soziale Herkunft
Diskussionen um die Chancengleichheit umfassen vermehrt auch den Aspekt der sozialen Herkunft und dessen Einfluss auf eine akademische Karriere. Laut Bericht beginnen nach wie vor deutlich weniger Kinder aus nicht-akademischen Haushalten ein Studium und auch die Aufnahme und der Abschluss einer Promotion sind weniger wahrscheinlich. Auch Personen mit Kindern nehmen seltener eine Promotion auf.
Befristete Verträge
Ein weiteres großes Hindernis für den wissenschaftlichen Nachwuchs sieht der BuWiN in den unsicheren und oft befristeten Beschäftigungsverhältnissen: Mehr als ein Drittel der unter 45-jährigen Beschäftigten an einer Hochschule oder anderen Forschungseinrichtung ist in Teilzeit beschäftigt, in der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften haben 96% aus dieser Altersgruppe einen Vertrag auf Zeit.
Fehlende Vereinbarkeit
Auch der Abbruch der Promotion kann von fehlenden Möglichkeiten und Perspektiven zur Vereinbarkeit beeinflusst werden. So denken ca. 70% der Promovierenden mit Kindern mindestens einmal über den Abbruch der Promotion nach. 60% der Väter und 75% der Mütter geben hier an, dass Vereinbarkeit eine Rolle spielt. Seit dem Bericht aus 2017 haben sich die Zahlen jedoch leicht verbessert.
Ab der Promotionsphase lassen sich weitere Unterschiede insbesondere hinsichtlich der Geschlechtergerechtigkeit erkennen: Während in etwa gleich viele Frauen und Männer ein Studium aufnehmen, sind über alle Fachrichtungen hinweg 43% der Juniorprofessuren mit Frauen besetzt, aber nur 27% der W3-Neuberufungen. Der Frauenanteil sinkt mit zunehmender Qualifikationsstufe.
Bedeutung von Personalentwicklung gestiegen
Seit 2005 sind die finanziellen Mittel von Bund, Ländern und Programmen wie der DFG für die Nachwuchsförderung an Hochschulen insgesamt deutlich gestiegen, und so auch die Anzahl an Nachwuchsforschenden. Ebenfalls zugenommen hat laut Bericht auch die Bedeutung von Personalentwicklung: Über alle Statusgruppen werden diverse Maßnahmen zur Karriereentwicklung, aber auch zur Personalerhaltung und -bindung verstärkt eingeführt. Auch der Cluster hat mit dem „Young Investigator Group Leader Program“ ein Konzept zur gezielten Förderung hochtalentierter Nachwuchsforschender aufgelegt.
Insgesamt fließen 80 Prozent der Fördergelder bei CUI in die Nachwuchsförderung. Die Promovierenden und Postdocs profitieren von einer herausragenden wissenschaftlichen Infrastruktur und von den vielfältigen Angeboten des Clusters, der Universität Hamburg und anderer Institutionen auf dem Campus Bahrenfeld. Es gibt ein breitgefächertes Angebot an Weiterbildungen und Unterstützungsangeboten, von Workshops zu sozialen Kompetenzen über Sprachkurse bis zu Mental Health Seminaren und Karriereprogrammen. „Das Angebot ist da, alle können es nutzen“, fasst Jutta Voigtmann zusammen. Die Referentinnen sind sich aber auch einig, dass es noch einen langen Weg zu Geschlechtergerechtigkeit und Vereinbarkeit in der Wissenschaft zu gehen gelte. Um so wichtiger sei es, die Themen vernetzt zu denken.
Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021 (PDF)