Imaging of Matter
Women’s Career Day: erfolgreicher Umzug in den virtuellen Raum
12. Juni 2020

Foto: Privat
Wie schaffe ich es, während eines Online-Vortrags die Kamera so zu fixieren, dass das Bild gut wirkt? Wie bekomme ich meine Stimme in den Griff? Wie präsentiere ich mich generell gut? Wie entwickle ich ein Karriereziel und die passende Strategie? Der Women’s Career Day 2020 schlug in zwei maßgeschneiderten ganztägigen Workshops einen Bogen von konkreten, detaillierten Tipps für die Selbstpräsentation bis hin zum umfassenden Karriereschema. Die abschließende Keynote führte deutlich vor Augen, wie der Weg des „Homo scientificus“ gelingen kann: Sprecherin Prof. Zehra Sayers leitete nicht nur 15 Jahre lang das wissenschaftliche Beratergremium von SESAME (Synchrotron-light for Experimental Science and Applications in the Middle East), die BBC setzte sie auch auf ihre Liste der 100 höchst inspirierenden und einflussreichsten Frauen 2019.
Nur wenige Frauen arbeiten im technischen Bereich von SESAME. Darin unterscheide sich das Projekt nicht von anderen in diesem Forschungsgebiet, erläuterte Sayers. Die Professorin für Biophysik an der Sabanci Universität in Istanbul, Türkei, forscht derzeit als Gastwissenschaftlerin am EMBL in Hamburg. SESAME sei ein gutes Beispiel, wie sich trotz politischer Spannungen eine wissenschaftliche Gemeinschaft aufbauen lasse. Passionierte Forschende, der „Homo scientificus“, wie Sayers sagte, seien Träumer, die daran glaubten, die Welt verbessern und Antworten auf äußerst komplexe Fragestellungen finden zu können. Das SESAME-Projekt zeige, wie sich Grenzen überwinden lassen, wenn Menschen diesen Traum teilen.
Passenderweise war die virtuelle Keynote explizit als Vortrag für eine breite Zuhörerschaft angekündigt, die sich für wissenschaftliche Kooperationen interessiert, in denen Wissenschaft, Diplomatie und Gesellschaft zusammenkommen.
Überraschend gutes Gruppengefühl im virtuellen Raum
Die Workshops hingegen richteten sich an Doktorandinnen und Postdoktorandinnen aus den Naturwissenschaften mit dem Ziel, Schlüsselkompetenzen zu entwickeln, die für die berufliche Laufbahn entscheidend sein können. Dabei blieb auch der Women’s Career Day von den gegenwärtigen Einschränkungen nicht verschont: Der Umzug in den virtuellen Raum erforderte eine Reduzierung des üblicherweise auf zwei Tage angelegten Programms auf einen Tag. „Viele haben uns zurückgemeldet, dass sie gerne mehr Zeit zur Bearbeitung der Themen gehabt hätten“, sagen Eileen Schwanold, Referentin für Gleichstellung und Diversity der Exzellenzcluster „CUI: Advanced Imaging of Matter“ und „Quantum Universe, und Mirko Siemssen, Koordinator der PIER Helmholtz Graduate School. „Wir freuen uns aber über diese Kritik, da sie zeigt, dass wir mit unserem Angebot genau richtig liegen“, so das Organisationsteam.
Tatsächlich schien das Gros der Teilnehmerinnen mit ganztägigen digitalen Workshops Neuland zu betreten. Schwanold: „Alle mussten sich an die besonderen Gegebenheiten herantasten, gerade bei den Stimmübungen und Lockerungsübungen für die Gesichtsmuskulatur war das zum Teil recht ungewohnt, aber auch lustig.“ Doch nach der ersten Eingewöhnung habe sich auch im virtuellen Raum ein überraschend gutes Gruppen- und Gemeinschaftsgefühl herausgebildet. Wie im realen Leben säßen letztlich alle in demselben Boot. „Selbst Menschen, die an der Spitze ihres Berufslebens stehen, müssen weiter lernen und sich verbessern“, betonte Trainerin Elena Kaufman. „Behalten Sie das im Hinterkopf, wenn Sie sich unsicher und wie ein Impostor fühlen. Denn die fühlen sich wahrscheinlich auch so.“ Das Impostor- oder auch Hochstapler-Syndrom, zu dem viele gut ausgebildete Frauen neigen, war einer der Schwerpunkte der Workshops.
Der Women’s Career Day fand erstmals online statt. Die ausgebuchten Workshops wurden von Elena Kaufman und Dr. Diana Deterra geleitet, zwei Expertinnen mit langjähriger Erfahrung im wissenschaftlichen Umfeld. Organisiert wird der Career Day von CUI, QU, SFB 925, der MIN-Fakultät, DESY, EMBL, MPSD und PIER. Text: CUI